Brief einer Kollegin

Es lebe die Unvoreingenommenheit

Brief einer Kollegin
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von Heilnetz-Beitrag
(letzte Überarbeitung: 17. Februar 2020)

Hallo liebes Heilnetz-Team, mir ist sofort eine andere Assoziation zu der Überschrift im Newsletter "Der Spiegel hat nicht immer Recht", der sich auf den Artikel Nieder mit der Alternativmedizin bezog, gekommen. Der Spiegel hat nicht immer Recht? Das stimmt, wenn wir von dem Magazin ausgehen.

Doch was ist mit dem wortwörtlichen Spiegel? Der hat, meiner Erfahrung nach, immer Recht.
Wir können uns nicht darüber beklagen, als Scharlatane und uninformierte Möchtegernheiler gesehen zu werden, wenn der Zusammenfluss der Schulmedizin und Naturheilkunde von beiden Seiten keine komplette Offenheit erfährt.

Zu oft erlebe ich, dass Kollegen Dinge aus der Schulmedizin nach wie vor verteufeln. „Wer Krebs hat und Chemo macht, begeht Selbstmord.“ „Wer seine Kinder impft ist wahrlich ein Opfer derer, die uns mental unterdrücken wollen und tut seinen Kindern etwas an.“

Immer wieder bin ich überrascht darüber, wie sehr ein paar Kollegen von der Identifikation mit dem rebellischen Aufstand zu leben scheinen. Und ich kenne diese kaum persönlich. Nur über Klienten höre ich diese Wiedergabe von Empfehlungen und auf Facebook, YouTube, etc. gibt es genug Stoff, für unendliche Verschwörungstheorien.

Selbsterkenntnis hilft...

Meine Frage an jeden einzelnen Kollegen ist: Bist du bereit, die Literatur zu lesen, die deiner Meinung widerspricht? Bist du informiert von allen Seiten, oder tendierst du dazu alles zu Rate zu ziehen, was dir Recht gibt? Bildest du dir eine Meinung, oder hast du bereits eine? Ich selbst erwische mich immer wieder – im Grunde alltäglich – dabei, dass ich gerne Recht habe und ungern dastehe, falsch gelegen zu haben. Besonders, wenn es um jahrzehntelang hart umkämpfte Meinungen geht.

Meine Kollegen – die, mit denen ich persönlich zu tun habe – sind alle mit starken Meinungen ausgerüstet, aber auch mit großer Kritikfähigkeit. Und die brauchen wir. Uns nicht empfindlich zu zeigen über Artikel wie diese, ist meiner Meinung nach ein wichtiger Schritt. Wir können ihn als Gelegenheit zur Selbstüberprüfung nutzen und schauen, ob wir unserer eigenen inneren Qualitätsprüfung standhalten. Kann ich erfüllen, was ich von der kritischen Ärzteschaft verlange? Offenheit für andere Wege? Wissen, dass ich niemals weiß, was für meinen Klienten die „richtigste“ Entscheidung ist?

Nun aus Angst nur in die Rechtfertigung und Defensive zu gehen, schürt nur noch mehr Misstrauen auf der Gegenseite.

Wir haben eigentlich das gleiche Ziel

Im Grunde wollen beide Berufsgruppen doch das Gleiche: den Klienten das geben, was sie zum Wohlgefühl, im besten Fall zur Gesundung bringt. Kann ich das über die Konkurrenz mit mir widersprechenden Meinungen stellen? Nur dann bin ich eine gute Beraterin – egal ob Arzt, Heilpraktiker, Heiler oder Forscher. Und auf beiden Seiten kenne ich hochintelligente Menschen, die neugierig nach den besten Wegen suchen, aber auch die, die mit ihren festgefahrenen Sichtweisen die eigene Berufsgruppe in ein Licht rücken, das den Kritikern Futter gibt.

Könnte ich noch stundenlang weiterschreiben? Ja! Doch ich belasse es nun bei diesen Worten…J

Und noch hinzugefügt: ich genieße eure Heilnetz-Arbeit sehr, weil ich gerade bei euch eine bodenständige, offene Herangehensweise finde, die wenig Raum für den Gedanken lässt, Naturheilkunde sei eine Glaubensgemeinschaft.

Danke fürs Lesen, das wollte mal raus.

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